Wie hilfreich sind Rankings bei der Wahl des MBA-Studiums?

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MBA-Rankings sind eine nützliche Informationsquelle für die Auswahl eines MBA-Studiums. Wirklich? Meiner Einschätzung nach kommt es darauf an, wie man sie verwendet. 

Welche MBA-Rankings spielen international eine Rolle?

Die klassischen MBA-Rankings stammen von der Financial Times, Bloomberg Businessweek, The Economist, U.S. News und Forbes. Vor allem die Business Schools selbst beobachten genau, wie sie jedes Jahr abschneiden und ob sich ihre Position verbessert oder verschlechert. Bei Verbesserung erscheinen diese Informationen auch gleich auf den Websites und in den neuen Broschüren. Nachdem The Economics im September 2022 sein MBA-Ranking eingestellt hat, bleiben heute nur noch die MBA-Rankings von Financial Times, Bloomberg Businessweek, U.S. News und Forbes

Unterschiede zwischen den MBA-Rankings

MBA-Rankings unterscheiden sich nicht nur darin, welche Business Schools darin erscheinen oder welche Programme gerankt werden oder welche Filter-Optionen sie anbieten (um Sub-Rankings zu erstellen), sondern auch durch ihre Methoden. Im Financial Times Global MBA Ranking zum Beispiel haben die MBA-Alumni den größten Einfluss auf das Ranking (mehr als die Business Schools selbst), während Arbeitgeber dagegen gar nicht befragt werden. In den Rankings von Bloomberg Businessweek und U.S. News zählt die Meinung von Arbeitgebern und geht mit 35 Prozent bzw. 15 Prozent in die Wertung ein. Das Ranking von Forbes schließlich interessiert die vielen Einzelabfragen der viele Parteien gar nicht – stattdessen setzt sich das Ranking aus einer einzigen Zahl zusammen: dem Return of Investment fünf Jahre nach MBA-Abschluss. 

Das Problem mit den Rankings

Stellen Sie sich vor, Sie hätten viel Geld für ein MBA-Studium ausgegeben und sind im Großen und Ganzen zufrieden, nicht aber mit jedem Aspekt des Studiums. Vielleicht haben Sie sich über Einzelnes richtig geärgert – vielleicht waren Sie unzufrieden mit dem Karriere-Service, vielleicht hat Sie eine Studienfahrt enttäuscht, vielleicht hatten Sie einfach Pech mit einigen Professoren.

Nun bekommen Sie drei Jahre anch dem Abschluss eine E-Mail von einer Zeitung, die MBA-Rankings veröffentlicht – mit der Bitte, den ausführlichen Fragebogen auszufüllen. Wie würden Sie Ihre Business School auf den Dimensionen bewerten, die Ihnen nicht gefallen haben? Würden Sie ehrlich antworten und eine schlechtes Rating abgeben? Oder würden Sie die Hochschule bestens bewerten, weil Sie wissen, dass eine schlechte Bewertung zu einer schlechteren Ranking-Position Ihres MBA führen und damit Ihrer eigenen Reputation schaden könnte?

Am Ende des Tages weiß niemand, wie authentisch MBA-Rankings sind. Der Interessenkonflikt unter Alumni lässt zumindest Zweifel aufkommen, ob Ranking die MBA-Studiengänge adäquat darstellen. Deshalb sollte man Rankings bei der Wahl eines MBA-Studiums nicht zu viel Gewicht geben. 

Wie Sie Rankings nutzen können.

Als erstes prüfen Sie, ob Ihre MBA-Favoriten in einem der genannten Rankings erscheinen. Falls nein, muss das nichst Negatives bedeuten. Um sich überhaupt für ein Ranking zu qualifizieren, müssen bestimmte Mindestanforderungen erfüllt ein – zum Beispiel muss ein MBA-Programm schon drei Jahre in Folge laufen. Wenn Sie sich also für ein jüngeres Programm interessieren, kann es nicht im Ranking auftauchen, selbst wenn es perfekt ist.

Meine Empfehlung ist aber, Ihre Beobachtung (dass Ihr MBA nicht gerankt ist) zu nutzen, um bei der Business School nachzufragen – sei es im persönlichen Gespräch auf einer MBA-Messe, vor Ort beim Besuch der School oder per E-Mail oder Telefon mit einem Admissions Manager. Das Ganze natürlich in einem höflichen, interessierten und freundlichen Ton, zum Beispiel: „Ihr MBA gefällt mir sehr gut und ich plane mich zu bewerben. Jetzt habe ich aber gesehen, dass er in keinem Ranking erscheint. Muss ich mir da Sorgen machen?“ Und dann beobachten Sie, ob Sie eine Antwort erhalten und wie diese aussieht. Keine Antwort bedeutet nichts Gutes und eine nicht überzeugende Antwort auch nicht. Vielleicht sind Ihre Bedenken nach dem Gespräch aber auch ausgeräumt.

Zweitens, wenn Ihr Lieblings-MBA in einem Ranking erscheint, prüfen Sie die Position und vor allem die Veränderung der Position in den letzten drei Jahren. Üblicherweise bieten die Rankings diese Information. Hat sich die Position im Lauf der Jahre verschlechtert, verbessert oder ist sie gleich geblieben? Eine Verschlechterung muss dabei nicht zwangsläufig eine schlechte Nachricht für Sie bedeuten. Vielleicht ist das MBA-Programm nur auf ein oder zwei Dimensionen gefallen, die für Sie gar nicht relevant sind (wie vielleicht der Research-Rank der Dozenten).  Vielleicht bedeutet die Verschlechterung aber doch, dass etwas mit diesem Studium der der Business School nicht stimmt. In jedem Fall könnte es interessant sein, einen Vertreter oder eine Vertreterin der Hochschule danach zu fragen – höflich, freundlich und interessiert wie oben beschrieben. Bekommen Sie eine Antwort oder Erklärung? Und falls ja, überzeugt Sie diese?

Eine weitere Möglichkeit Rankings zu nutzen ist das Sub-Filtern. Das Financial Times MBA Ranking zum Beispiel bietet die Möglichkeit, sich anhand von Filtern sein eigenes Ranking zusammenzustellen – so könnten Sie ermitteln, welches MBA-Programm anhand von „salary percentage increase“ oder „environmental, social and governance rank“ auf Platz 1 steht. Vielleicht steht Ihre Lieblingshochschule im allgemeine Ranking ja im Mittelfeld und im spezifischen Ranking (von Ihnen generiert) in den Top10.  

Am Ende vom Tag muss jeder selbst entscheiden, wie viel Gewicht man Rankings bei der Wahl des MBAs gibt. Und selbstverständlich ist es anzuerkennen, wenn ein MBA-Programm konstant unter den Top-10 oder Top-20 abschneidet. Die Kernfrage bei der Wahl des MBAs können Rankings jedoch nicht beantworten: Wie stark deckt sich ein MBA-Programm mit Ihren Karriere-Zielen und Ressourcen ?

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